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Pressemitteilung

Positives Umfeld für Risikoassets bleibt mittelfristig bestehen

Munsbach, 11. Dezember 2019 – Über den jüngsten Anstieg der Risikoassets sind viele Marktteilnehmer immer noch überrascht. Kein Wunder, passen die neuen Höchststände bei Aktien und die Rückgänge der Credit Spreads angesichts der schwächelnden globalen Wirtschaft nicht so recht ins Bild. Worauf ist diese Entwicklung zurückzuführen? Zeichnet sich etwa eine Erholung der verarbeitenden Industrie ab? „Zumindest ist es ein erstes positives Signal, dass Frühindikatoren für die verarbeitende Industrie weltweit eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau andeuten. Viel bedeutsamer ist unserer Meinung nach aber, dass die Notenbanken in diesem Jahr einen deutlichen Kurswechsel vorgenommen haben“, sagt Frank Borchers, Senior Portfolio Manager bei Ethenea. Für ihn ist eindeutig: Die lockere Geldpolitik der Notenbanken hat ein Umfeld geschaffen, dass sich derzeit besonders positiv auf Risikoassets und Credit Spreads auswirkt. „Es zeigt die Bereitschaft der Zentralbanken, alles zu tun, damit die Wirtschaft wieder an Fahrt gewinnt. Sie sind damit auf der Seite der Aktionäre - daher setzen wir mittelfristig weiter auf die positive Entwicklung von Risikoassets“, so der Portfolio Manager.

Geldpolitik springt in die Bresche

Der Kurswechsel der Notenbankpolitik war im Jahresverlauf deutlich zu beobachten. Die Liquidität auf den Kapitalmärkten erhöhte sich durch mehrere Leitzinssenkungen sowie durch die Wiederaufnahme des Anleihekaufprogramms der EZB. Und auch die US-amerikanische Notenbank Federal Reserve vollzog in diesem Jahr eine 180-Grad-Wende in ihrer Geldmarktpolitik: Bis Ende August 2019 wurden dem Markt innerhalb von nur 20 Monaten rund 700 Milliarden US-Dollar entzogen. Die Notenbankbilanz fiel von circa 4,5 Billionen US-Dollar auf ungefähr 3,8 Billionen US-Dollar. Mitte Oktober begann die Fed wieder damit, Staatsanleihen mit kurzer Laufzeit (T-Bills) für rund 60 Milliarden US-Dollar monatlich aufzukaufen, um den Spannungen am Geldmarkt entgegenzuwirken. „Auch wenn die Fed nicht müde wird zu betonen, dass dies in keiner Weise mit einem Quantative Easing Programm verwechselt werden sollte, sind diese Käufe in der Notenbankbilanz deutlich erkennbar und deuten auf eine Bilanzausweitung hin“, sagt Borchers. Zudem hat die Fed gleich mehrere Leitzinssenkungen vorgenommen, um mögliche negative Folgen des Handelsstreits für die Wirtschaft der USA zu mildern.
Auch die EZB hat erneut damit begonnen, dem Markt in gewohnter Manier Liquidität zur Verfügung zu stellen. Seit Anfang November kauft sie für 20 Milliarden Euro pro Monat Staats- und Unternehmensanleihen aus dem Euroraum – und zwar bis auf Weiteres unbefristet. Zudem reinvestiert sie die Mittel aus fällig gewordenen Anleihen in neue Papiere. Mit ihrem letzten Anleihekaufprogramm hatte die EZB bis Ende 2018 bereits Wertpapiere im Volumen von 2,6 Billionen Euro erworben. Die Zentralbankbilanz ist daraufhin auf fast 4,7 Billionen Euro angestiegen. „Mit der Wiederauflage des Programms im November dieses Jahres wird sie nun erneut sukzessive ansteigen. Da der Leitzins schon seit geraumer Zeit fest bei 0 Prozent verankert ist, können Banken bei den Notenbanken auch weiterhin frisches Geld zum Nulltarif erhalten“, sagt Borchers.
Im Vergleich zu den bisherigen Liquiditätsprogrammen der Notenbanken gleichen diese Maßnahmen zwar kaum einem Liquiditätstsunami, aber durchaus einer deutlichen Welle der Unterstützung. „Die Zentralbanken haben bereits in der Vergangenheit gezeigt, dass sie alles dafür tun, um für gute (Re-) Finanzierungsbedingungen für Unternehmen, Banken und auch Staaten zu sorgen und die Wirtschaft zu stützen“, betont Borchers.

Noch weit von nachhaltiger Erholung entfernt

Die aktuelle Wachstumsschwäche ist hauptsächlich auf die verarbeitende Industrie zurückzuführen. Denn diese leidet besonders unter dem Handelsstreit zwischen den USA und China. Strafzölle sorgen für Auftragsschwund, eine geringere Auslastung der Produktionskapazitäten ist die Folge. Zwar deuten Frühindikatoren wie Einkaufsmanagerindizes (PMI) darauf hin, dass der Negativtrend in vielen Volkswirtschaften vorerst gestoppt werden konnte. Die drei größten Volkswirtschaften der Welt – USA, China und der Euroraum – werden jedoch noch immer unter der Wachstumsmarke von 50 Punkten bewertet. Das Schlusslicht im Euroraum bleibt Deutschland mit einem Wert von 42,1 Punkten. „Dies liegt zum einen an der stark exportabhängigen Industrie des Landes und an der durch die Handelskonflikte bedingt schwächere Weltkonjunktur. Zum anderen herrscht zudem Unsicherheit aufgrund des Brexits“, sagt Borchers. Zumindest hat sich die Dynamik der deutschen Industrie nicht weiter verschlechtert. Für die USA und den Euroraum deutet sich immerhin eine Stabilisierung auf niedrigem Niveau gegenüber dem Vormonat an. Auch die Konjunkturindikatoren verlassen ihre Tiefststände und verbessern sich stetig, so auch zuletzt der für Deutschland wichtige ifo-Index.

Borchers mahnt jedoch vor voreiliger Euphorie: „Die Stabilisierung der Frühindikatoren für das verarbeitende Gewerbe könnte zwar ein erstes Anzeichen dafür sein, dass die Talsohle durchschritten ist. Dennoch sollte man die PMIs genau beobachten, um zu sehen, ob sich eine nachhaltige Erholung einstellt.“